Einmal im Jahr bringt das Konfuzius-Institut München chinesische Filme auf die große Leinwand: In Deutschland noch nie gezeigte Kinoproduktionen, Dokumentarfilme und Klassiker laufen seit 2013 beim Chinesischen Filmfest München. Ab April 2021 können Freunde des asiatischen Kinos nun ganzjährig chinesischsprachige Filme online sehen.
Von Arthouse und Action über Melodram bis Zombie ist für jeden Geschmack etwas dabei. Alle Filme sind in der Originalversion mit Untertiteln zu sehen. In unregelmäßigen Abständen präsentieren sich chinesische Filmemacher und Filmschaffende exklusiv im Livestream. Jeder Film ist ab Freitag um 20.00 Uhr 48 Stunden lang im Streamingportal verfügbar.
Für Mitglieder des Netzwerks Konfuzius-Institut München-Alumni ist die Teilnahme kostenlos. Registrieren Sie sich dazu bitte bei der Alumni-Mailingliste. Den Link dazu haben Sie per E-Mail in der ersten Kurswoche erhalten.
Das Kino feiert seine Premiere am 23. April 2021 mit dem Dokumentarfilm »Four Springs« (2019, Originaltitel: 四个春天) von Qingyi LU.
Wir freuen uns auf Sie!
Freitag, 23. April 2021, 20.00 Uhr
(Originaltitel: 四个春天, pinyin: Sì gè chūntiān)
China 2019, 105 Minuten
Regie: LU Qingyi
Sprache: Chinesisch
Der Dokumentarfilm „Four Springs” (Vier Frühlinge) zeigt das alltägliche Leben einer Familie in einer entlegenen Stadt in Guizhou. Aus subjektiver Perspektive vom Sohn der Familie aufgenommen, zieht der Fluss des Lebens über die Leinwand: die täglichen Mühen, Gesang, Ausflüge in die Natur, Besuche unter Freunden und Verwandtschaft, Beerdigungen, Wiedersehenstreffen und Trennungen. Der Film zeigt den Zustand des Seins der zwei Hauptprotagonisten, den Eltern des Regisseurs und ihre innere Einstellung im Angesicht eines unwiederbringlichen Verlustes.
Der Film wurde beim Taipei Golden Horse Film Festival 2018 als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Hier geht's zur Filmrezension von Rouven Linnarz (film-rezensionen.de).
LU Qingyi wurde in einer Stadt im Süden der Provinz Guizhou geboren, in der viele ethnische Minderheiten zu Hause sind. Später lebte er mit seinem älteren Bruder in Peking, wo er mit dem Malen begann. 1997 fand er Arbeit bei einem Verlag und war danach als Fotograf tätig. Heute ist er unabhängiger Dokumentarfilmemacher.
2012 schrieb ich Tagebuch stellte es online ins Internet. Zu meiner Überraschung verbreitete es sich schnell und innerhalb von zwei Tagen erhielt ich Kommentare von tausenden von Menschen, die ihr Interesse und ihre Wünsche für meine Eltern übermittelten. Das regte mich dazu an, auf das scheinbar „normale Leben” meiner Eltern zurückzublicken. Vor dem Frühlingsfest 2013 begann ich, Fragmente ihres Lebens mit einer Nikon D800 aufzunehmen. Im Jahr 2014 erlitten meine Eltern einen unwiederbringlichen Verlust: meine ältere Schwester starb an Lungenkrebs. Die Familie verfiel in tiefen Kummer. Als ich meine Innenperspektive in die eines Beobachters änderte, bewegte mich die aufgeschlossene und unverfälschte Lebensphilosophie meiner Eltern immer mehr, die sie in ihrem täglichen Umgang mit anderen Menschen und der Natur offenbarten.
Ab Freitag um 20 Uhr ist der Film 48 Stunden online verfügbar. Der Kartenvorverkauf beginnt am 9. April 2021.
Freitag, 28. Mai 2021, 20.00 Uhr
(Chinesischer Titel: 内心风景, pinyin: Nèixīn fēngjǐng)
Niederlande 2019, 91 Minuten
Regie: Frank Scheffer
Sprache: Chinesisch, Englisch, Niederländisch
Untertitel: Englisch
Im sich schnell wandelnden China, wo die Tradition verschwindet, sucht der Komponist Guo Wenjing einen Weg zwischen östlicher und westlicher Musik und zwischen dem alten und neuen China.
»Inner Landscape« ist eine Dokumentation über die Entstehung der Kammeroper »Si Fan«, die der Komponist Guo Wenjing für das niederländische Nieuw Ensemble schrieb. In »Si Fan« (dt. Sehnsucht nach Liebe) kombiniert Guo die traditionelle Oper seiner Heimat Sichuan mit seiner eigenen Musik. „Wenn ich komponiere, folge ich meinem Herzen und schalte meine Gedanken aus.“, erzählt Guo dem Chefdirigenten des Nieuw Ensemble Ed Spanjaard, als der ihn in China besuchen kommt um die Komposition zu erlernen.
In diesem akribisch angefertigten Film, repräsentiert der Megastar Shen Tiemei die Stimme der Sichuan-Oper. Die Oper »Si Fan« wurde am 16. Juni 2015 beim Holland Festival in Amsterdam uraufgeführt.
Der Film »Inner Landscape« feierte seine Premiere beim Internationalen Filmfestival Rotterdam 2019.
Frank Scheffer, geboren 1956 in Venlo, studierte an der Akademie für Industriedesign in Eindhoven, der Freien Akademie in Den Haag und an der holländischen Film- und Fernsehakademie. Der niederländische Filmemacher ist seit vielen Jahren bekannt für seine experimentellen Dokumentarfilme über die großen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Zu seiner Filmographie gehören Time is Music (1988), Voyage to Cythera (1999), Conducting Mahler (1996) und A Labyrinth of Time (2004) neben vielen anderen. Viele seiner Filme wurden beim Holland Festival gezeigt.
Der neue Film von Frank Scheffer ist der zweite Teil einer Tetralogie, die das Verschwinden von kulturellen Traditionen in einer sich schnell wandelnden Welt untersucht. Wie kann ein moderner Komposter mit dieser Entwicklung umgehen?
„Ich denke es ist wichtig folgende Frage zu stellen: Auf welcher Basis kann eine kulturelle Zukunft gebaut werden, wenn die Grundlage verschwindet? In meinem Film möchte ich dieser Frage auf den Grund gehen. Ich möchte mit Hilfe der Musik Menschen aus anderen Kulturen kennenlernen und mit ihnen einen Dialog beginnen; ein Dialog basierend auf Gleichberechtigung und Respekt anstelle der für die westliche Kultur charakteristische Dominanz.“
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Freitag, 25. Juni 2021, 20.00 Uhr
(Chinesischer Titel: 六月三十, Pinyin: Liùyuè sānshí)
China 2019, Dokumentation, 30 Minuten
Regie: ZHANG Xun
Sprache: Kantonesisch
Untertitel: Englisch, Chinesisch (Langzeichen)
Der Filmemacher begleitet seine an Alzheimer erkrankte Großmutter mit der Kamera. Sie erinnert sich an kaum noch etwas, hat Probleme beim Laufen und Sprechen. Ihr Essen spuckt sie quer durch’s Zimmer. Die Großmutter wird zum Kind, die Tochter wird zur Mutter. Diese kümmert sich jeden Tag um die alte Frau in der Hoffnung, dass die Krankheit irgendwann besser wird. Doch die Großmutter wird älter und die Krankheit schreitet voran. Das einzige woran sie sich am Ende noch erinnert, ist der Geburtstag ihres Enkels, der 30. Juni.
ZHANG Xun (Eugene) ist Fotograf und unabhängiger Dokumentarfilmemacher. 2015 schloss er sein Studium der Medienkultur an der City University of Hongkong mit dem Master ab. Von 2015 bis 2018 arbeitet er als Kameramann und Cutter an den Dokumentarfilmen »Havana Divas« und »Red Rock«. Seine Kurzfilm »Granny and Mammy« lief beim 1. Internationalen Dokumentarfilmfestival in Hongkong. »June 30th« gewann den Halo Award beim 3. Internationalen Kurzfilmfestival in Peking.
(Chinesischer Titel: 公园日记, Pinyin: Gōngyuán rìjì)
China 2020, 27 Minuten
Regie: LEI Lei
Sprache: Chinesisch
Untertitel: Englisch
Die erste Aufnahme zeigt den Filmemacher Leiei als dreijährigen Jungen. Er sitzt mit seiner Mutter in einem Auto aus Pappe vor der Kulisse einer traditionellen chinesischen Landschaft. Mit schwarzweiß Fotos von Flohmärkten, Propaganda-Bildern aus der Mao-Zeit, Ausschnitten aus der ersten Filmromanze nach der Kulturrevolution (Romance on Lushan Mountain, 1980) und Fotos aus dem Internet kreiert Lei Lei eine Video-Collage. Er durchmischt dabei individuelle und kollektive Erinnerungen. Seine Nostalgie bildet den Startpunkt einer Suche nach der Wahrheit hinter Geschichte, Familie und eigener Identität.
LEI Lei wurde 1985 in Nanchang in der chinesischen Provinz Jiangxi geboren. 2009 schloss er sein Masterstudium im Fach Animation an der Tsinghua Universität ab. Sein Film »This is Love« wurde beim Internationalen Animationsfilmfestival in Ottawa als als bester narrativer Kurzfilm ausgezeichnet. 2013 gewann er für »Recycled« den großen Preis für nicht-narrative Filme beim Holland Animationsfilmfestival. 2014 saß er in der Jury des Festivals Animafest Zagreb und erhielt ein Forschungsstipendium vom Asian Cultural Council. 2017 wurde er Fakultätsmitglied beim CalArts Experimental Animation Program. 2018 berief ihn die Akademie in die Abteilung Kurzfilm und Feature-Animation. Sein erster Feature-Film »Breathless Animals« lief 2019 im Berlinale Forum.
(Chinesischer Titel: 看无风景, Pinyin: Kàn wú fēngjǐng)
China 2019, 12 Minuten
Regie: ZHAN Bo-jun
Animationsfilm ohne Sprache
Anlässlich der Beerdigung der Großmutter besucht ein Kind zum ersten Mal das Heimatdorf seines Vaters. Nach einem Streit mit der Schwiegerfamilie verlässt die Mutter das Dorf. Vater und Kind bleiben zurück und müssen es nun mit den unfreundlichen Verwandten und dem Tod der Großmutter alleine aufnehmen. Am Ende können beide der Beerdigung nur aus der Ferne beim Melonenfeld am Flußufer beiwohnen. In diesem Moment sieht das Kind seinen Vater zum ersten Mal weinen.
»My Father at Grandma’s Funeral« wurde 2019 bei den Golden Horse Awards in der Kategorie Bester Animationskurzfilm nominiert.
1993 geboren, erlangte ZHAN Bo-jun einen Bachelor-Abschluss in Elektrotechnik an der Hungkuo Delin University of Technology. Dann machte er einen Bachelorabschluss in Multimedia-Design an der National Formosa University. Jetzt studiert er Animation auf Master am Institut für Filmkunst der Tainan National University.
(Chinesischer Titel: 小事, Pinyin: Xiǎoshì)
China, 2019, Animationsfilm, 4 Minuten
Regie: LI Zexi
Sprache: Chinesisch
Untertitel: Englisch, Chinesisch
An einem Sommernachmittag finden spielenden Kindern zufällig eine Spielzeugpistole. Als sie damit schießen, ist der lauter Knall im ganzen Wald zu hören.
LI Zexi ist 1996 in Zhangzhou in der Provinz Fujian geboren und schloss sein Studium 2019 an der Chinesischen Kunstakademie ab. Sein Kurzfilm »Petty Thing« wurde beim RiverRun International Film Festival als bester animierter Kurzfilm ausgezeichnet.
2019, Animationsfilm, 4 Minuten
Regie: SHI Xiangyu
Sprache: Chinesisch
Untertitel: Englisch, Chinesisch
»Puzzle« ist ein unabhängig produzierter animierter Kurzfilm, der im handgezeichneten Stil die initiale Erkenntnis der Geschlechtszugehörigkeit und den Einfluss der Scheidung der Eltern auf die Kindheit Protagonistin thematisiert. Die Regisseurin visualisiert ihre abstrakten Gefühle durch Zeichnungen und Motive aus ihrer Kindheit, wie z.B. Goldfische, Blumen und einen Pfirsichbaum im Hinterhof als spezielle Metaphern.
SHI Xiangyu, geboren 1997 in Fuzhou, Provinz Fujian, ist Absolventin der Kunstakademie Xi’an. Derzeit macht sie ihren Master of Fine Arts an der School of Visual Arts in News York.